....tief im Innern? Wenn alles zusammenbricht, wo ist dein sicherer Hafen? Fragen, die heute sehr an Aktualität gewinnen.
In den Krisen früherer Zeiten stand den Menschen ein Tröster zur Seite: Der Glaube an einen Gott war die Hoffnung, im letzten, tiefsten Grund getragen zu sein – nicht allein zu stehen. Und: Alles, was geschehen würde, konnte vertrauensvoll in die Hände des Allmächtigen gelegt werden. Heute sind die Kirchen leer. Gerade auch in der Krise, wo sie sich ehedem fast von selbst füllten. Es darf dort auch nicht mehr gesungen werden, ein archaisches Tröstungsritual seit Menschenbeginn - zu gefährlich.
Aber die Kirchen waren auch schon vor der Krise leer. Eine verkopfte Spiritualität erreicht Menschen kaum im Herzen. Menschen sehnen sich nach einer direkt spürbaren, eigenen Verbindung zu dem, was größer ist, als sie selbst. Auf den Namen dafür kommt es dabei nicht an. Dort kann auch Sinn und Vision gefunden werden. Im Individuellen haben sich bereits Viele auf den Weg gemacht.
Was fehlt – gerade in einer Krise – sind kollektive Visionen, die tragen – jenseits von Kommerz und Biologie. Die Gebote von Abstand, Hände waschen und Maske tragen, stiften keine Geborgenheit – im Gegenteil, sie vergrößern die Vereinzelung, verbergen die Gefühlslage des Gegenübers, die sich in Mimik so reich auszudrücken vermag.Dort, wo Visionen fehlen, wird das Vacuum gerne von radikalen Kräften gefüllt, die wissen, wie Manipulation funktioniert. Wie bereits Jacques Ellul, Mitglied der Résistance in Frankreich, in seinem Buch „Propaganda“ 1965 beschrieb, bemächtigen sich Manipulatoren der Sprache ihrer Zielgruppe, sprechen sie persönlich an und sind doch daran interessiert, ein „wir-Gefühl“ zu kreieren. Dann kann auch eine „verbindende“, gänzlich konstruierte „Realität“ erschaffen werden.
Das hatte im Land der Dichter und Denker schon einmal funktioniert. Auch die Nationalsozialisten hatten nichts Geringeres als eine „Gottgegebene Ordnung“ versprochen, die sie nach ihren eigenen Vorstellungen definierten. Das war reine Verbalakrobatik, wirkte aber leider auf ausgedörrte Seelen wie Balsam. Massenaufmärsche, die sich die Gruppendynamik psychologisch geschickt zunutze machten, taten ein Übriges.Wir sollten verhindern, dass es wieder so weit kommen kann. Ansätze zeigen sich nicht erst seit Berlin. Menschen werden nach Rattenfängermethode eingesammelt (Q-Anon Verschwörung) und instrumentalisiert. Ein kollektives Trauma (Kindsgewalt) wird genutzt, um eine Narrative zu verkaufen, die ganz anderen Zwecken dienlich ist. Dagegen helfen Verfassungsschutz und auch Polizei nur wenig. Es geht um die Köpfe und den Glauben der Menschen! Da sind auch Tatsachen nur bedingt hilfreich.
Was fehlt, ist eine Vision, in der Menschen sich abgeholt fühlen. Eine gemeinschaftliche Vision, die tragfähig ist und vereinen kann, anstatt zu spalten, ist für jeden Staat eine notwendige Grundlage. Dazu gehört auch, sich Kritikern nicht zu entziehen, indem sie reflexartig diffamiert und falsch etiquettiert werden. So etwas treibt sie in die offenen Arme radikaler Kräfte. Unsere Politiker müssen genau an dieser Stelle nachbessern, aber übergeordnet brauchen wir Visionen!
Ja, manchmal ist auch die Spiritualität politisch. Und da sind wir aufgerufen unsere Wahrheit zu sprechen. Und trotzdem den Respekt vor anderen Meinungen nicht zu verlieren, nicht zu diffamieren, und immer wieder auch sich selbst prüfen: wo kommt mein Gefühl her, wem vertraue ich und mit wem tue ich mich zusammen.
"Nur weil ich mich irre, begegne ich dem, was ich nicht gesucht habe." Orides Fontela
Ich wünsche uns Visionen, die weit reichen und uns alle mitnehmen können. Vielleicht heute am Feuer? Es sind noch ein paar Plätze frei...
Namaste, In'Lakesch (ich bin ein anderes Du).
Theresia